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Chile: Küstenzonenmanagement im Golf von Corcovado
Worum es geht:
Die Nutzung der Fjordregion durch die Lachsindustrie erfolgt ohne ein fundiertes Managementkonzept von Seiten des chilenischen Staates und orientiert sich überwiegend an den Interessen der Lachsindustrie. Umweltauflagen sind entweder gar nicht vorhanden oder werden, im internationalen Vergleich gesehen, überaus großzügig ausgelegt. Zudem wird die Einhaltung der bestehenden Normen von staatlicher Seite kaum kontrolliert.
Die wissenschaftlichen Kenntnisse über das marine Ökosystem dieser Region ist auch heute noch sehr begrenzt, so dass eine Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Vergabe von Aquakultur-Konzessionen oder der Nachweis von Schädigungen durch massive Fischzucht sehr erschwert werden. Gleichzeitig sind viele der auch aus anderen Fjordregionen (z.B. in Kanada, Norwegen, Schottland) bekannten negativen Auswirkungen intensiver Lachszucht bereits deutlich sichtbar.
Das Projekt ist Bestandteil eines umfangreichenden Konzepts zur Verbesserung des integrierten Küstenzonenmanagement in den südchilenischen Fjorden. Schwerpunkte sind:
- Umweltkartierung und Biomonitoring: Grundlegende Kartierungen der vorhandenen marinen Ressourcen und Habitatstrukturen sowie Identifizierung der wirtschaftlichen Aktivitäten und bereits bedrohter Bereiche. Erstellung einer GIS Datenbank und Kartierung zu den Nutzungsgebieten und wirtschaftlichen Aktivitäten, den generellen Umweltbedingungen und dem Vorkommen der wichtigsten Tier-und Pflanzenarten im Marinen Bereich.
- Kontrolle bestehender Umweltgesetzgebungen: Überwachung der Einhaltung von bestehenden Umweltnormen für die Lachsindustrie, einschliesslich der Kontrolle illegaler Mülldeponien sowie die Überwachung von Fischerei- und Jagdgesetzen. Registerierung und Lokalisierung per GPS aller in Betrieb befindlichen Aquakulturkozessionen, Überprüfung ihrer tatsächlichen Standorte sowie Erstellung eines Register über Verstösse der bestehenden Umweltrichtlinien.
- Umweltkommunikation: Aufbau eines Netzwerkes von Umweltorganisationen sowie die Aufklärung und Beratung der lokalen Bevölkerung und Interessengruppen aus Fischerei und Tourismusbranche. Einrichtung eines Netzwerkes der in diesem Bereich tätigen Umweltschutzorganisationen, sowie Programme und Workshops zur Bewusstseinsbildung der lokalen Bevölkerung und der Interessengruppen aus Fischerei und Tourismus.
Was gerade passiert:
Das Projekt wurde 2009 regulär abgeschlossen.
Was wir bisher erreicht haben:
Die Fischzucht um Magdalena ist nach wie vor eine wachsende Branche mit allen Folgen für das marine Ökosystem. Obwohl Krankheiten wie Virus-Infektionen (ISA) bereits Auswirkungen auf die Region zeigen, versuchen die Unternehmen die Produktion zum Ausgleich der virusbedingten finanziellen Verluste vor allem in der X. Region zu erhöhen. Die Erhöhung der Produktion in der XI. Region wird nach wie vor begünstigt durch die schwache staatliche Kontrolle.
Die häufigsten und offen sichtbaren Verstöße waren die Ablagerung von nicht genutzten Stegen und Reste von Rohren als Teil der Netzinfrastruktur. Weitere Abfälle lagen verstreut entlang der Strände, sie bestanden aus Materialresten vom Bau der Netzanlagen wie Kabelrollen für Stahlseile, Farbreste und unbenutzte Betonklötze zur Verankerung der Anlagen (Blöcke von mehreren 1000 Kilo).
Abgesehen von allen Abfällen an Land stellte sich heraus, dass die Menge der im Meer versenkten Abfälle viel größer ist als die Abfälle auf den Stränden. Mit dem ROV war es möglich, versenkte Netzkäfige, Netze zum Schutz vor Seelöwen, Teile oder komplette Steganlagen bis hin zu einer vollständigen Plattform einer Fischfarm zu dokumentieren. Zudem wurde festgestellt, dass Fischzuchtbetriebe gelegentlich die Netze zur Befreiung vom Muschelbewuchs in Flussmündungen (der geringere Salzgehalt beseitigt die Meeresmuscheln) oder in großen Tiefen versenken. Da die Netze mit bewuchshemmenden Antifoulingsubstanzen belegt sind, ist eine Kontamination auch dieser Bereiche zu erwarten. Ein besonders drastischer Fall ist die Versenkung einer kompletten Anlage (Estero Sur, neben der Gala Insel im Jacaf Kanal). Netze gefüllt mit toten Lachsen lagen hier verstreut über den Meeresboden.