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Brasilien: Lokaler Strand - Globaler Müll
Worum es geht:
Der Brasilianer Fabiano Prado Barretto kämpft nicht nur unermüdlich gegen den Meeresmüll, der die Traumbuchten seiner Heimat Bahia verschandelt. Sondern auch dafür, dass seine Landsleute an der Küste vom wachsenden Tourismus profitieren. Dafür erhielt er 2011 die Grüne Palme der Zeitschrift GEO Saison. Doch die Projektarbeit geht auch in diesem Jahr weiter.
Die Auszeichnung für Fabiano Prado Barretto würdigt sein soziales oder ökologisches Engagement an den Stränden Brasiliens. Barretto, der heute in Hamburg lebt, ist Mitbegründer und Leiter des Hamburger Vereins „Local Beach, Global Garbage“, der gegen die Meeresverschmutzung durch Müll kämpft und dabei beweist, dass man viel ausrichten kann.
„Mir wurde aber rasch klar, dass es eine Sisyphusarbeit bleibt, wenn wir den Dreck nur einsammeln.“, erzählt der Aktivist. „Wir müssen Müll vermeiden. Deshalb ist unsere Aufklärungsarbeit bei Hafenbehörden, Reedereien, aber auch bei den Seeleuten selbst so wichtig.“ Zudem stößt man an Bahias Küste auf Probleme wie Armut, Unwissenheit oder Kinderprostitution. „Wir können uns nicht nur auf den Müll und die Umwelt konzentrieren. Wir müssen uns auch um die Menschen kümmern."
Was gerade passiert:
Das Projekt wurde von 2003 bis 2013 von der Lighthouse Foundation unterstützt.
Was wir bisher erreicht haben:
Das Tätigkeitsfeld hat sich im Laufe der Zeit von der anfänglich reinen Umweltarbeit auf die soziale Arbeit in den Dörfern entlang der Nordküste von Bahia ausgeweitet. Es hatte sich gezeigt, dass es nicht ausreicht, den Müll an den Stränden zu sammeln und die Funde zum Anlass zu nehmen, die Menschen vor Ort über Umweltverschmutzung und Umweltschutz aufzuklären. Fast zeitgleich begann sich in der Projektregion der internationale Tourismus zu entwickeln, verbunden mit erheblichen Veränderungen der Landschaft und des sozialen Gefüges. Die ansässige Bevölkerung hat von dieser Entwicklung aber schon im Ansatz nicht profitieren können, sondern sah sich einem Verdrängungsprozess ausgesetzt, der durch den geringen Bildungsstand und mangelnder Transparenz der Planung begünstigt wurde.
Für LBGG als gemeinnütziger Organisation bestand die Herausforderung in der Vernetzung mit der lokalen Bevölkerung, um Wege und Möglichkeiten zu entwickeln, wie diese Menschen in die fortschreitende Entwicklung des rapide wachsenden Tourismus auf eine Art und Weise einbezogen werden können, so dass ihre Stimmen gehört, ihre Anliegen respektiert und neue Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.
Eine wichtige Voraussetzung ist, dass den Menschen die modernen Kommunikationsmöglichkeiten wie Internet, Telefon oder Zeitungen an die Hand gegeben werden, als Werkzeug zur Vertretung ihrer Interessen und für Informationen über nachhaltiges und umweltbewusstes Handeln.
Die vielfältigen Aktivitäten haben zu vielen Ablegern der Organisation LBGG geführt, die alle selbständig und inzwischen „erwachsen“ geworden sind. Auf diese Weise konnte die Arbeit von LBGG an vielen Orten der Costa dos Coqueiros, der Nordküste von Bahia, multipliziert und diversifiziert werden. Gerade im Bereich der sozialen Eingliederung der Menschen, die in den Dörfern entlang der Küste wohnen, sind in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt worden.
2003-2013
Präsentation in der Öffentlichkeit: Das Projekt war mit zahlreichen Fotoausstellung in der Öffentlichkeit, z.B. auf dem Weltsozialforum in Mumbai, Indien, in dessen Folge internationale Kontakte geknüpft werden konnten und zahlreiche Presseberichte in Brasilien, Italien, GB, Frankreich und Deutschland erschienen.
„Local Beach – Global Garbage“ ist vor allem in Brasilien auf ein breites öffentliches Interesse gestoßen. Fast regelmäßig wird seither in verschiedenen Tageszeitungen, Zeitschriften sowie im Fernsehen über das Projekt, den Müll im Meer und an den Stränden berichtet. Zahlreiche Menschen haben sich Fabiano Barretto angeschlossen, um sich in unterschiedlicher Weise für die Ziele des Vorhabens zu engagieren.
Das Programm „Die Herren des Strandes“: Die Teilnehmer sammeln nicht nur den Müll ein, sondern überwachen auch die Küste. Jeder betreut einen etwa 15 – 20 km langen Abschnitt, für den er verantwortlich ist. In ihren Dörfern machen sie auf das Müllproblem aufmerksam und regen zur Teilnahme an der Strandreinigung an.
Onda Verde – Verein für Surfen und Lebensrettung an der Linha Verde: das Programm Onda Verde ist mittlerweile unabhängig von Global Garbage. Es ist daraus ein Verein für Surfen und Lebensrettung geworden. Diese Initiative wird angeführt von den Herren des Strandes Corró, Nino und Adson, die alle drei Surfer sind.
Das Programm „ID GARBAGE“ zur Identifizierung des internationalen Mülls: Außer den „Herren des Strandes“ haben sich zahlreiche Gruppen – zumeist Touristen spontan von der Idee begeistern lassen und haben Strandwanderungen unternommen, um angeschwemmten Verpackungsmüll zu sammeln und zu registrieren.
Das Problem mit den Lightsticks: An der Costa dos Coqueiros, in Bahia, wurden die Müllsammlungen weitergeführt und es stellte sich heraus, dass ein gravierendes Problem an den Stränden die sogenannten „Lightsticks“ (Leuchtstäbe) sind. LBGG bearbeitet das Thema mit wissenschaftlichen Untersuchungen und trägt die Problematik in die Öffentlichkeit.
Tourismus und Costa do Sauípe: Was mit einer Anzeige gegen den Hotelkomplex Costa do Sauípe (CDS) wegen der Einleitung ungeklärter Abwässer begann, hat sich zu einer Partnerschaft entwickelt.
Coastwatch: Einführung und Ausweitung der Initiative Coastwatch an Schulen an der Küste Brasiliens.
Müllentsorgung in den Häfen:Ein großer Erfolg für LBGG war 2011 die Verabschiedung einer Gesetzesnorm, deren Inhalt besagt, dass die Entsorgung der Abfälle von Schiffen zu regeln und zu kontrollieren ist. Somit soll die Gesetzeslücke hinsichtlich der Entsorgung von Schiffsabfällen geschlossen werden
Blue Flag: LBGG war der regionale Operator der Blue Flag für die Region Nordosten. Von den vier Stränden, wurden zwei der nationalen Jury vorgelegt
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen: Der Stiftung OndaAzul, die von dem ehemaligen Kulturminister Brasiliens, Gilberto Gil, ins Leben gerufen wurde und das Instituto de Tecnologia Sócio Ambiental do Baixo Sul da Bahia - Instituto Terraguá ermöglichen LBGG, an öffentlichen Ausschreibungen in Brasilien teilzunehmen. Mitte 2013 verständigte sich Global Garbage mit GPA UNEP (Global Programme of Action for the Protection of the Marine Environment from Land-based Activities - United Nations Environment Programme) auf die Einrichtung einer Zusammenarbeit unter Einbeziehung von Global Garbage Brasil und der Portuguese Marine Litter Association.
Kino „Cine Areia“: Es entstand die Idee, das “Cine Areia” (Strand-Kino) zu gründen, um die Dokumentarfilme aus der Zusammenarbeit mit TV Povos do Mar sowie weitere Dokumentarfilme in den Dörfern der Costa dos Coqueiros und der Costa do Dendê zu zeigen.
Das Kulturzentrum in Diogo: In dem Dorf Diogo ist ein exemplarisches Kulturzentrum eingerichtet worden, mit einem Bestand an Büchern und Filmen und vor allem mit einem Internetzugang.
Auf Initiative von Global Garbage die ABLM – Associação Brasileira do Lixo Marinho in Rio de Janeiro sowie Global Garbage Brasil – Associação Praia Local Lixo Global in São Paulo gegründet. Ziel der ABLM im ersten Jahr ist die Förderung der Gründung von Meeresmüllzentren in den Städten an der brasilianischen Küste.