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Projektdetails Philippinen

Projektinformationen

FARMC-Project Philippines endete 2011

Sieben Jahre haben Gloria C. Diaz und ihre Partner in den Philippinen an der Umsetzung ihres Projektes gearbeitet. Während der drei Projektphasen ist gemeinsam mit den Fischern und ihren Gemeinden ein Modell erarbeitet und erprobt worden, das die nachhaltige Entwicklung der Küstengewässer sichert. Das Konzept wird nun Teil des landesweiten Programms der Regierung. 

Ein Bericht von Gloria C. Diaz

Das FARMC-Projekt, so klein es durch seine Begrenzung auf wenige Beispielgemeinden im Vergleich zur Landesfläche auch scheinen mag, es hat einen Beitrag zu einem nationalen Programm geleistet.

FARMCs sind Gremien aus Vertretern des „fisherfolk“, also all derjenigen, die direkt oder indirekt von den Ressourcen des Meeres leben. Per Gesetz sollen diese Gremien in allen philippinischen Gemeinden gebildet werden, um der für die Küstengewässer zuständigen kommunalen Verwaltung beratend zur Seite zu stehen. Das Projekt zielte darauf ab, die Fähigkeiten der FARMCs als dynamische und effektive Partner der Gemeinden für ein integriertes Küstenzonenmanagement auszubauen. Die Aktivitäten wurden dabei auf die kritische Rolle vor allem der Fischer bei der nachhaltigen Nutzung der Küsten- und Meeresressourcen sowie als Mitglieder der FARMCs konzentriert.

In den vergangenen sieben Jahren hat die Zahl der eingerichteten FARMCs die kritische Masse erreicht und wir haben jetzt Councils in fast allen der 924 Küsten-Gemeinden und Städte organisiert. Darüber hinaus haben wir mehr als 150 FARMCs in Binnen- und Berggebieten an Seen, Flüssen, Sümpfen und anderen Süß-Gewässern eingerichtet.

Die flächendeckende Einführung von FARMCs, für die ich als Mitarbeiterin des Bureau of Fisheries and Aquatic Resources (BFAR, Behörde im Zuständigkeitsbereich des philippinischen Agrarministeriums) verantwortlich bin, kann angesichts der 7.107 Inseln des philippinischen Archipels, auf denen zudem verschiedene Sprachen gesprochen werden, sehr entmutigend. Das Projekt bot mir die einmalige Gelegenheit, FARMCs vor Ort zu besuchen und sie darin anzuleiten, angemessen auf Probleme der kommunalen Küstengewässer zu reagieren. Manchmal boten die FARMCs selbst innovative Lösungen an, die weit über unsere Erwartungen hinausgingen. 

Fischerei-Management

Die Steuerungsstrategien, die wir an den Projektstandorten umgesetzt haben, insbesondere die Aktivitäten im Zusammenhang mit der elektronischen Fischfang-Datenbank NEMO, waren neuartig und damit voller Herausforderungen. Wir wollten, dass die Gemeinschaft der Fischer sich in jeder Phase unmittelbar einbringt, damit sie Eigentum daran zu erwerben konnten, denn dies ist der einzige Weg für eine erfolgreiche Einführung des Systems. Entgegen der üblichen Art und Weise, mit der Abschätzung der Fischbestände Wissenschaftler zu beauftragen, sollten die Fischer die Daten ihrer täglichen Fänge selbst zusammentragen. Dadurch war sichergestellt, dass sie den Daten vertrauen, was sie nämlich nicht tun, wenn Forscher diese Daten sammeln und ihnen die Ergebnisse anschließend präsentieren.

Nach einem Jahr Datenerfassung haben sie die Richtigkeit der Daten und deren Analyse anlässlich einer öffentlichen Präsentation des FARMC für die Gemeinde Aroroy bestätigt und die Genauigkeit der selbst erhobenen Daten verteidigt. Das Vertrauen in diese Datenbasis förderte auch die Entscheidungsmöglichkeiten und die Zusammenarbeit in den anschließenden Arbeitsprozessen, etwa bei der Formulierung von Resolutionen sowie anderer Maßnahmen zum Fischereimanagement, die erfolgreich in Aroroy umgesetzt werden konnten (Schutzgebietsausweisungen, Einführung schonender Fangmethoden, Raumplanung etc.)

Das Ziel von NEMO liegt darin, dass die Fischer ihre Ressourcen kennen lernen, denn aus dem Wissen erwächst Wertschätzung und Wertschätzung legt den Grundstein für Vorsorge und Pflege durch geeignete Maßnahmen, um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen sicherzustellen.

Unmittelbar nachdem die nationale Behörde das Memorandum zur Einführung des Monitoring-Systems NEMO durch die FARMCs ausgestellt hatte, begann man in der Region Davao auf Mindanao mit entsprechenden Trainings. Die Region Bicol in Süd-Luzon folgte und wir erwarten, dass andere dem Beispiel folgen. Inzwischen haben viele FARMCs damit begonnen, Fangdaten zu sammeln. Bemerkenswert ist, dass die lokalen Verwaltungen das Programm voll unterstützen. 

Mangrovenschutz und Wiederaufforstung

Special Project – On-site Trainings, kurz SPOT, waren kleinere Vorhaben und Aktivitäten, die das Lighthouse-Foundation-Projekt vorsah, um den FARMCs die Möglichkeit zur praktischen Umsetzung konkreter Maßnahmen in ihrem Einflussbereich zu geben.

Mit dem SPOT zum Mangroven-Management, das wir in der ersten Phase durchführten, war es uns gelungen, das Bewusstsein der Fischer nicht nur für die Fische im Meer zu schärfen, sondern auch auf damit zusammenhängende Ökosysteme, die die Produktivität der Fischerei beeinflussen, zu richten. Vor dem FARMC-Projekt hatte das BFAR kein eigenes Programm zum Managements von Mangrovenwäldern, weil diese unter die Zuständigkeit des Ministeriums für Umwelt fallen. Die FARMCs können aber die Mangroven nicht außer Acht lassen, nur weil sie einem anderen Verwaltungsbereich unterstehen. Über die SPOTs wurde Wissen über die Verzahnung der Mangroven mit verschiedenen Fischarten und das Management der Mangrovenwälder vermittelt und wir konnten die Fischer motivieren, Verantwortung für die Mangroven zu übernehmen und damit etwas für die Fischerei zu tun. Wir konnten Gemeinden zur Wiederaufforstung ihrer Feuchtgebiete mobilisieren und erhielten Unterstützung von Studenten und ehrenamtlichen Gruppen.

2008 hat das Büro für das nationale FARMC-Programm, dem ich angehöre, Mangroven-Pflanzung zu einem landesweiten Aktionsprogramm gemacht und mit der ersten landesweiten Pflanzaktion für die Erhaltung der Biodiversität auch einen Beitrag gegen den Klimawandel geleistet.

Die FARMCs haben die Pflanzaktionen organisiert und wurden durch andere Agenturen, die Polizei, Gruppen von Freiwilligen, die Medien und sogar das Militär begleitet. In dem Jahr wurden an den Küsten eine halbe Million Mangroven, in den Wassereinzugsgebieten des Hinterlandes wurden Waldbäume als Erosionsschutz gepflanzt. Bis 2011 konnten durch die FARMCs mehr als zwei Millionen Mangroven-Bäume angesiedelt werden, dies entspricht einer Fläche von mehr als 200 Hektar.

Erstaunlicherweise hat die Wiederaufforstung der Mangroven seit kurzem eine Priorität beim BFAR, das im Juli 2011 alle Regionalbüros angewiesen hat, die Unterstützung für Wiederaufforstungsmaßnahmen landesweit zu intensivieren. Ich werte diese Entwicklung ein Stück weit auch als Erfolg unseres Projektes. 

Über Wale und Delfine

Ebenfalls in der ersten Projektphase hatten wir einen besonderen Schwerpunkt auf bedrohte Tierarten gelegt und die Mitglieder unserer FARMCs beispielsweise darin trainiert, gestrandete Meeressäuger zu bergen. Wir hatten eine sehr positive Resonanz aus den FARMCs zu diesem ersten Training und so verfolgten wir die kleine Initiative im Laufe der Jahre weiter, die schließlich durch mein Büro in Zusammenarbeit mit Ocean Adventure (einem Meeres-Freizeitpark nördlich von Manila) und der University of the Philippines (Institut für Umweltwissenschaften und Meteorologie) landesweit ausgedehnt wurde.

Dazu gehörte die Schulung aller FARMC-Regionalkoordinatoren des Landes sowie die Veranstaltung von Workshops zum Thema in den Regionen Luzon, Visayas und Mindanao, bei denen Mitglieder der FARMCs zur größten Teilnehmergruppe gehörten. Hierdurch waren wir schließlich in der Lage, ein landesweites Netzwerk von geschulten Teams zu etablieren, was einerseits zur Sensibilisierung für diese bedrohte Arten führte und andererseits eine effiziente Reaktion auf Strandungen von Meeressäugern, aber auch Haien oder Meeresschildkröten, möglich macht. 

Anreize zur Nachahmung

In den vergangenen zwei Jahren konnten wir durch das BFAR ein Anreizsystem für FARMCs erfolgreich einführen: die Suche nach dem „Herausragenden FARMC“ in den Philippinen. Darüber werden die besonders wertvollen Beiträge der FARMCs zu einer nachhaltigen Entwicklung der Küsten-Ressourcen und der Fischerei identifiziert und das partizipative Management-Tool gefördert.

Über mehrere Jahren hatten wir zuvor in der Technical Working Group des National FARMC, deren Vorsitzende ich bin, an den Kriterien für besonders „gute“ FARMCs gearbeitet. Die Grundlagen dazu stammen aus der zweiten Projektphase, in der wir bereits an der Formulierung der verschiedenen Entwicklungsschritte von FARMCs gearbeitet hatten. Dies war nun die Basis für die Auswahlkriterien eines „Herausragenden FARMC“. Das Anreizsystem, das vom Ministerium für Landwirtschaft genehmigt wurde, bietet den nominierten FARMCs einen Geldpreis, der für viele Aktivitäten einsetzbar ist. Wegen des Erfolges des Programms, verdoppelte das BFAR den ursprünglichen Geldpreis auf 300.000 Pesos (ca. 5.300 EUR) und zusätzlich zum Preisgeld bewilligte der Direktor eine projektbezogene Förderung in Höhe von einer Million Peso (ca. 17.800 EUR) für Fischereischutzmaßnahmen und Livelihood-Projekte des ersten Siegers. Die FARMC-Leute hatten Tränen in den Augen vor Freude, als sie die unerwartete Auszeichnung erhielten, die der Präsident der Republik der Philippinen übrigens im Präsidentenpalast übergab. Das erfreute die ausgezeichneten FARMCs ... und die Bürgermeister auch! 

Es hat sich etwas verändert

Besonderes Augenmerk richtete das Projekt auf die Sensibilisierung der Menschen für die Belange der marinen Umwelt und hat für ein besseres gegenseitiges Verständnis der Ressourcen-Nutzer gesorgt. Es mobilisierte die Verwaltungen der Küstengemeinden für eine aktive Beteiligung an Maßnahmen zur Erhaltung der Meeresressourcen und den Schutz der Biodiversität und zur Beteiligung der verschiedenen Nutzergruppen an Entscheidungsprozessen. Es lieferte Beiträge für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinden durch Maßnahmen zur Entwicklung nachhaltiger Fischerei und es unterstützte die Entwicklung eines verantwortlichen Verhaltens der Meeresnutzer für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen. Das Projekt hat durch seine Strategien und Maßnahmen zur Wissensvermittlung, zur Förderung sozialer Kompetenz und zur Teilhabe am Küstenzonenmanagement über die Projektgemeinden hinaus Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung gegeben.

In besonderer Weise bewährt haben sich die Instrumente zum Fischerei-Management, die im Projektverlauf eingeführt und getestet wurden. Die Entwicklung von Konzept und Software für ein Datenbanksystems zum Monitoring des Fischfangs, die Sammlung von Erfahrungen im Umgang mit dem Instrument und dessen Anpassung und Perfektionierung an den drei Projektstandorten, hat das Bureau for Fisheries and Aquatic Resources als zuständige Behörde in diesem Sektor zur Übernahme des Ansatzes in ein nationales Programm veranlasst, dessen landesweite Umsetzung bereits angelaufen ist. Ebenfalls Eingang gefunden in das staatliche Programm hat das im Projekt entwickelte Trainingskonzept für Führungspersönlichkeiten der FARMCs, das so genannte Core Group Building, das die Kompetenz leitender Mitglieder dieser Gremien in Bezug auf ihre Rolle im partizipativem Management der Küstenregion fördert. Das BFAR unterstützt diese Initiativen und hat landesweit Schulungen für die FARMC-Koordinatoren bei nunmehr voller Finanzierung durch die Behörde durchgeführt.

Projektpartner:

Ocean Beacons
Bureau of Fisheries and Aquatic Resources (BFAR)

Hintergrund:

FARMCs stärken die wichtigsten Akteuren in den Küstengemeinden, vor allem die Fischer.

Zur Schulung gehört auch die Kenntnis bedrohter Riesenmuscheln.
Zur Schulung gehört auch die Kenntnis bedrohter Riesenmuscheln.
Bei Sagay helfen Wachtürme bei der Überwachung der Fischerei.
Bei Sagay helfen Wachtürme bei der Überwachung der Fischerei.
Die Fangdaten werden direkt am Boot erhoben.
Die Fangdaten werden direkt am Boot erhoben.
Die Wiederansiedlung der Mangroven ist zu einer Aufgabe der FARMCs geworden.
Das Core Group Training nutzt auch das Wissen der erfahrenen älteren Mitglieder für ein partizipatives Küstenmanagement